Rezension: Prestige – Die Meister der Magie

Ende des 19. Jahrhunderts stehen sich Hugh Jackman und Christian Bale als konkurrierende Zauberkünstler gegenüber. Ihr obsessiv verfolgtes Ziel: die Kunststücke des jeweils anderen zu übertrumpfen – mit allen Mitteln und ohne Rücksicht auf Verluste für Konkurrenten, Selbst und Familie.

Für Nolan typisch, wird die Geschichte spannend, wendungsreich und nicht-linear erzählt. Von allen Nolan-Filmen, die ich bisher gesehen habe (Prestige, Inception, Interstellar, Tenet), war „Prestige“ dabei der zugänglichste.

Die handelnden Charaktere, allen voran die im Zentrum stehenden Magier, sind vielschichtig und komplex. Jedem und jeder von ihnen wohnt eine verständliche Handlungsmotivation inne, ein klares Gut gegen Böse gibt es nicht.

Die Schauplätze, hauptsächlich London und das amerikanische Colorado Springs, sind wunderschön inszeniert und ziehen den Zuschauer ins historische Setting, ohne dabei auf allzu viel Namedropping zurückgreifen zu müssen.

Stattdessen erzählt der Film eine eigenständige Geschichte, die an sich zwar fiktiv ist, dafür aber Inspiration aus realen (wenn auch in Wirklichkeit eher aus PR-Gründen veranstalteten) Konkurrenzkämpfen unter Magiern zieht. Sie endet in einem cleveren Twist, dessen Spuren schon den ganzen Film über angelegt wurden, ohne dabei zu offensichtlich zu wirken. Und auch Amazon Primes Einordnung des Films als Science Fiction ergibt letzten Endes Sinn …

Zwei kleine Kritikpunkte: Man muss den beiden Magiern schon abnehmen, dass sich ihre Rivalität, ausgelöst durch eine tragische Hintergrundgeschichte, in dem teilweise fast kindischen Übertrumpfungs-Wettstreit äußert. Und auch beim Auftritt einer von Pop-Legende David Bowie verkörperten historischen Persönlichkeit und ihrem Einwirken auf die Handlung bleibt einiges im Unklaren … was man jetzt als Teil des Geheimniskrämerei-Themas des Filmes deuten kann – oder als Schlamperei im Drehbuch.

(zuerst am 16. Januar 2022 auf Instagram veröffentlicht)

Bewertung:
4/5

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