Ein weiteres Franchise-Produkt von der Stange, hinter dem kein Herzblut, sondern ein geldgeiles Produktionsstudio steckt … das ist Newt Scamanders neuestes Abenteuer zum Glück nicht geworden. Welche Schwächen der Film dennoch besitzt und wie er diese wieder wettmacht, werde ich in dieser dreigeteilten Kurzkritik beantworten.
„Dumbledores Geheimnisse“ spielt im Jahr 1932. Schwarzmagier Gellert Grindelwald ist nach den Geschehnissen der vorherigen Filme auf freiem Fuß und plant nun seine Machtergreifung sowie einen Krieg gegen die Nicht-Magier. Das will sein Ex-Geliebter Albus Dumbledore verhindern. Eine direkte Konfrontation mit Grindelwald ist ihm jedoch nicht möglich, weshalb er eine Truppe rund um Magizoologen Newt Scamander versammelt, um den Schwarzmagier aufzuhalten.
Damit der seherisch begabte Grindelwald ihnen nicht auf die Schliche kommt, hecken Dumbledore, Newt und Co. einen umständlichen Plan aus, der die Gruppe schon bald aufteilt und den Plot in diverse Parallelhandlungen zersplittert. Ein Verwirrfest wie im Vorgänger entsteht dennoch nicht. J. K. Rowlings intensivere Skript-Arbeit sowie die Unterstützung durch Harry-Potter-Drehbuchautor Steve Kloves haben sich ausgezahlt. Haupt- wie Nebenfiguren, Protagonisten wie Antagonisten werden trotz ihrer einschüchternden Zahl gekonnt balanciert. Niemand kommt zu kurz – oder droht den Film an sich zu reißen.
Die verschiedenen Handlungsstränge führen dabei rund um den Globus: vom chinesischen Dschungel über New York, Berlin, Grindelwalds Alpenfestung Nurmengard bis hin zum Himalaya-Panorama von Bhutan. Von den realen historischen Settings bekommt man jedoch nur wenig mit. Ein Großteil der Handlung spielt sich in deren Zauberer-Pendants ab. Immerhin bekommen wir neben bekannten Orten – allen voran die Nostalgie-Kitzler Hogwarts und Hogsmeade – einige neue Ecken der Zaubererwelt zu sehen.
Besonders die deutschen Schauplätze sind gelungen (und das, obwohl kaum vor Ort gedreht wurde). Dem deutschen Zaubereiministerium fehlt passenderweise der Charme des britischen, stattdessen wirkt es unterkühlt und durchbürokratisiert. Ein Gefängniswärter fordert Newt zahllose Passdokumente ab, durchleuchtet ihn, besitzt sogar einen magischen Stempelapparat. Im Kontrast dazu steht ein rauschender Gala-Empfang, unter dessen glanzvoller Fassade bereits die aufziehende Dunkelheit hervorschimmert. Auf den Straßen fliegen Wimpel, hallen Parolen. Nazi-Allegorien sind allgegenwärtig.
Was leider auch allgegenwärtig ist: CGI. So gut wie alle Außenschauplätze sind im Computer entstanden. Was im Falle des Berliner Zaubereiministeriums noch nicht so sehr ins Gewicht fällt, schadet gerade der finalen Auseinandersetzung in Bhutan. Und auch Hogwarts sah schon einmal besser aus. Warum man nicht die alten Modelle und Sets aus den Harry-Potter-Filmen genutzt hat, die man in den Leavesden Studios stolz der Öffentlichkeit präsentiert, ist mir schleierhaft. Immerhin bei den Zaubereffekten und damit verbundenen Action-Szenen hat das VFX-Department einiges zu bieten. Auch von den namensgebenden phantastischen Tierwesen sind einige interessante vertreten, deren kreatives Design ihre Künstlichkeit wettmacht.
Von den schauspielerischen Leistungen stechen zwei besonders hervor: Zum einen der neubesetzte Grindelwald, Mads Mikkelsen, der bereits überall im Internet als Sexobjekt angeschmachtet wird. Sein Schauspiel balanciert zwischen Charisma und Bösartigkeit, wodurch verständlich wird, warum Dumbledore – und die halbe zauberische Welt – diesem Schwarzmagier verfallen sind. Gerade eine Szene, in der Mikkelsen ein Fabelwesen in den Armen hält, liebevoll, aber irgendwie beklemmend – und das bei einer Kreatur, die beim Dreh wohl nicht mehr als ein Greenscreen-Kissen war –, ist mir besonders im Gedächtnis geblieben.
Der zweite Star des Films ist Jude Law als Albus Dumbledore. Er ist der wahre Hauptcharakter des Films (was bei dem Titel wenig verwundert): eine gebrochene Seele, noch nicht gänzlich der große Mentor, als den man ihn aus den Harry-Potter-Filmen kennt, und doch bereits über den Dingen stehend. Endlich erfährt man seine tragische Hintergrundgeschichte, die bislang nur in den Büchern erzählt wurde, auch vollumfänglich auf der Kinoleinwand.
Zwischen beiden kommt es schließlich zur großen Auseinandersetzung, als in Bhutan alle Handlungsfäden zusammenlaufen. Insgesamt wirkt der Showdown konstruiert, der große Masterplan Dumbledores entpuppt sich als weniger ausgefuchst als erwartet. Wenigstens hält der letzte Akt einige emotionale Spitzen bereit, und Emo-Obscurus Credence bekommt einen schönen Abschluss spendiert.
Alles in allem ist „Phantastische Tierwesen 3“ kein cineastisches Meisterwerk, aber besser, als ich es erwartet hatte. Weitere Sequels, sollten sie noch produziert werden, werde ich mir vermutlich auch anschauen.
(zuerst am 18. April 2022 auf Instagram veröffentlicht)